Es kommt heutzutage alles darauf an, in der Wertschöpfungskette QS-Maßnahmen an der richtigen Position möglichst unaufdringlich etabliert zu haben.

Wir lieben digitales Qualitätsmanagement und deshalb sprechen wir auch einfach am liebsten über neue Ideen von Qualität. Und das am allerliebsten mit schlauen Köpfen und Tech-Führungskräften, die etwas  über Qualitätsmanagement und -sicherung, Testing und die Rolle von Testern und Tools zu sagen haben. Heute Nils Weber, Director Entwicklung & Operations bei der Bauer Xcel Media Deutschland KG – ebenfalls einer unserer wunderbaren Kunden. Herzlichen Dank für das Interview, Nils!

Kannst Du uns bzw. unseren Lesern Deine Rolle bei der Bauer Xcel Media kurz vorstellen?

Ich bin als Director zunächst einmal disziplinarisch verantwortlich für die Entwickler und Administratoren oder etwas moderner Devs und DevOps 🙂

Allerdings ist die Bauer Xcel Media eine Company mit agilem Selbstverständnis und so sehe ich mich eher als ‘people manager’, Wegbereiter und Hindernis-Beseitiger.

Welche Rolle spielt Qualität in Eurem Geschäftsmodell? Und wie hat sich diese im Zuge der digitalen Transformation verändert?

Qualität ist absolut essentiell in unserem Bereich. Stimmt die Qualität nicht, springen uns die User ab. Springen uns die User ab, springen uns die Werbetreibenden auf den Websites gleich mit ab – und springen die ab…. Qualität ist das A und O!
Früher gab es bei uns schlicht kein Qualitätsmanagement – heute haben wir das QM etabliert und entwickeln es kontinuierlich weiter.

Niemand wirbt natürlich mit schlechter Qualität, auch nicht mit “gut genug” – wie betreibt Ihr Qualitätsmanagement und wie wird sich das Thema Deiner Meinung nach in den nächsten Jahren entwickeln?

Es geht freilich immer besser aber ich würde sagen, wir sind auf einem sehr guten Weg. QM hat ja ähnlich wie das gleichermaßen wichtige Thema “Security” häufiger ein wenig das Problem, stiefmütterlich behandelt zu werden, quasi als notwendiges Übel. Traditionell hat die Business-Seite Qualität als immanenten Bestandteil von Software betrachtet für den man nicht großartig extra bezahlen sollte. Und, ich sage mal, “old-school Devs” lassen sich auch eher ungern von QM-Prozessen in ihr Handwerk ‘pfuschen’. Es kommt heutzutage alles darauf an, in der Wertschöpfungskette QS-Maßnahmen an der richtigen Position, möglichst unaufdringlich etabliert zu haben.

Wenn die Standardisierung von Frameworks und Paradigmen weiter so voranschreitet wie in den vergangenen zehn Jahren, könnte es zumindest sein, dass man nicht mehr in solch umfangreichem Maße auf klassische Tester angewiesen sein wird.

Wenn Du eines streichen müsstest – Web Testing oder Monitoring – woran würdest Du festhalten und warum?

Puh, um ehrlich zu sein schlafe ich trotzdem besser, wenn beides aktiv ist. Große Teile des klassischen Monitorings sind z.B. in Leankoala integriert oder abbildbar – in diesem Sinne sind wir sozusagen doppelt abgesichert. Dennoch kann man meiner Meinung nach keine umfängliche Ausfallsicherheit garantieren, wenn man nicht auch eine Reihe Low-Level-Parameter wie Last oder i/o-Durchsatz im Auge behält.

Wird es in fünf Jahren noch Tester geben?

Wenn die Standardisierung von Frameworks und Paradigmen weiter so voranschreitet wie in den vergangenen zehn Jahren, könnte es zumindest sein, dass man nicht mehr in solch umfangreichem Maße auf klassische Tester angewiesen sein wird. Sicher wird auch vieles durch ML/KI-Tools aufgefangen werden (sofern GDPR-konform) aber bis man wirklich gar keine physisch anwesenden Tester mehr braucht, wird noch sehr viel Wasser die Elbe hinabfließen.

Wie ist die IT/Technik bei Euch im Unternehmen aufgestellt und aufgehängt? Welche Rolle spielen bei Euch die “Techies”?

Wir haben fünf Teams unterschiedlicher Größe (zwischen zwei und fünf), die sich um die verschiedenen technischen Bereiche/Komponenten kümmern. Gemessen an der Gesamtgröße des Unternehmens spielt die Technik eine große Rolle. Wir sind zwar keine reine Tech-Firma, sondern eben ein Medienhaus, jedoch verfügen wir inhouse über eine äußerst schlagkräftige, agile Truppe von motivierten Devs und DevOps. Sie alle sorgen für eine stabile technologische Plattform, die von allen internen Usern (z.B. Redakteuren) zur Erstellung der Inhalte genutzt wird. Unsere Onlineauftritte und Plattformen müssen letztlich performant und für die User einfach zu konsumieren sein. Das beginnt natürlich in der Entwicklung. Parallel zu den rein technischen Entwicklungen initiieren wir zusätzlich aber auch neue, agile new work-Ansätze.

Und hier liegt auch die Zukunft von QM: Als fester eigener Bestandteil der Kette mit schlanken Tools, deren Nutzung und Wartung sogar Spaß machen kann.

Welche Ansätze und Methoden verfolgt ihr in der Entwicklung und im Testing und Monitoring? Welche Tools helfen Euch dabei und wonach sucht Ihr diese aus?

Wir suchen nach den besten Leistungsangeboten, meist im Open-Source-Bereich. Wir müssen dabei aber auch auf den Preis achten. Unser Geschäftsmodell basiert im Wesentlichen auf werbefinanzierten Seiten. Die Marge hier ist naturgemäß nicht riesig. Aber wir geben uns die nötigen Freiräume um neue, spannende Alternativen gründlich zu evaluieren und wenn eine hinreichend große Anzahl von Leuten überzeugt ist, führen wir neue Tools in der Regel auch rasch ein bzw. geben alte auf.

Das DevOps-Team hat seinen eigenen Stack aus Tools und Skripten, dessen Monitoring-Resultate zumeist auf deren internen Dashboards visualisiert werden. Im Web-Testing kommt einfach zu konfigurierendes und gut integrierbares Tooling zum Einsatz, beispielsweise mittels codeception oder über unsere “eierlegende Wollmilchsau” Leankoala. Das Tool ist äußerst versatil und integrierbar und verrichtet seine Dienste still und zuverlässig. Trotzdem schlägt es laut genug Alarm, wenn es nötig ist. Und hier, lange Rede kurzer Sinn, liegt auch die Zukunft von QM, als fester eigener Bestandteil der Kette mit schlanken Tools, deren Nutzung und Wartung sogar Spaß machen kann und für jedermann nachvollziehbar visualisiert ist.

#einfachmachen – das ist unser Credo.

Tools einzuführen kostet ja erst einmal Zeit und die hat bekanntlich niemand mehr. Wie geht Ihr an die Herausforderung heran, Innovationen und Tools im laufenden Betrieb einzuführen?

#einfachmachen – das ist unser Credo. Im Wesentlichen habe ich das in der vorangegangenen Frage schon beantwortet – wir schauen schon auf Wirtschaftlichkeit und Nutzen und testen vorab im kleineren Rahmen anhand realistischer Use-Cases. Erscheint eine Einführung technologisch und zeitlich sinnvoll, wird es eben getan – bottom-up.

Welcher Bug war der schlimmste oder dümmste, der Dir bisher untergekommen ist?

Unendlich viel Spaß zu später Stunde wird man noch in Jahrzehnten mit copy-and-paste-Bugs haben. 😉